Geschichte der Pfarrei

Die Pfarrei Niedergösgen, ist noch recht jung. Erst im Jahre 1838 wurde die Pfarrei durch Lostrennung von der Mutterpfarrei Stüsslingen durch Bischof Joseph Anton gegründet. Ermöglicht wurde die Gründung durch ein testamentarische Vergabung des Hauptmanns Leonz Meyer. Dieser Hauptmann bestimmte in seinem am 2. Juni 1823 in Brest (F) abgefassten Testament, dass er der Kirche von Stüsslingen 300 Louis’dors vermacht. Im Testament heisst es dann weiter: „...allein mit der Bedingung, dass die besagte Kirche binnen drey Jahren wieder hergestellt werde; wenn gemeldete Kirche innert dieser Zeit nicht hergestellt würde, so schenke und vermache ich die fragliche Summe der Kapelle von Niedergösgen, meinem Geburtsort gleichen Kantons." Der Bau unterblieb und so stieg das Kapital bis zum Jahr 1837 auf die Summe von 8'888 Franken an.

Ehemalige Pfarrkirche von Stüsslingen

Im Jahr 1837 wollte die Regierung die Renovation der Stüsslinger Kirche (Bild rechts) unter Verwendung des Meyer’schen Legates veranlassen. Dagegen begannen sich die Niedergösger jedoch zu wehren, da dieses Vorhaben gegen den Willen des Erblassers verstiess. Die Niedergösger wandten sich an das Stift Schönenwerd und fanden beim damaligen Chorherr Franz Josef Dänzler Unterstützung. Ein Gemeindebeschluss von 1837 zur Gründung einer eigenen Pfarrei fand schliesslich auch bei der Regierung in Solothurn Zustimmung, jedoch unter der Bedingung, dass ein Teil des Geldes für die Renovation der Kirche in Stüsslingen verwendet werden musste. Die Pfarrei Niedergösgen erhielt letztlich noch 5'674 Franken aus dem Legat zugesprochen. Die bischöfliche Urkunde vom 1. April 1838 über die Lostrennung von Stüsslingen lautete wie folgt: „......In Erwägung endlich, dass Ammann und Gemeinde Niedergösgen im Namen sämtlicher Gemeindegenossen und derselben Nachkommenschaft unterm 18. März 1838 schriftlich beurkundet haben, ihre Kapelle für itzt und immert zur Pfarrkirche zu übergeben, selbe hinlänglich zu erweitern, dass Pfarrhaus zu erbauen, das nöthige Stück Land für Kirchhof und Pfarrmatte anzuschaffen, die Kirchhofmauer aufzuführen, Kanzel, Taufstein, hl. Gefässe, Kirchenornamente und überhaupt Alles, was in eine Pfarrkirche und Sakristei erfordert wird, - geziemend anzuschaffen, wie auch für beständige Unterhaltung, erforderliche Reparation, neue Anschaffung, Herstellung und Erbauung all obiger Gegenstände zu allen Zeiten auf eigene Kosten zu tragen. In Erwägung all dessen, wozu wir hierdurch unsere Genehmigung erteilen, trennen wir vermöge unserer Ordinariatsgewalt die Gemeinde Nieder-Gösgen von ihrer Mutterkirche Stüsslingen und erheben sie zu einer eigenen Pfarrei für jetzt und alle künftigen Zeiten.“

Als erste Pfarrkirche diente die ehemalige Schlosskapelle (Bild rechts), welche 1663 durch den damaligen Vogt Urs Suri erbaut wurde. Weil die Kapelle jedoch zu klein war, musste sie erweitert werden. Am Sonntag vor dem Auffahrtstag 1838 konnte der erste Pfarrer von Niedergösgen, Franz Josef Dänzler, seinen ersten Gottesdienst in der neuen Pfarrkirche abhalten. Um dem Pfarrer auch eine Wohnung zur Verfügung stellen zu können, bauten die Niedergösger noch im Jahr der Pfarreigründung an das damalige Schulhaus, gleich neben der Kirche, ein Pfarrhaus an. Im Jahr 1857 konnte schliesslich eine Orgel erworben werden, welche bis anhin in einer Kapelle in Lachen (SZ) stand.

In eine schwierige Phase trat die Pfarrei nach den Beschlüssen des 1. Vatikanischen Konzils von 1870. Die Verkündung des Dogmas der Unfehlbarkeit spaltete die Römisch-katholische Kirche tief. Ein Teil der Gläubigen und auch zahlreiche Priester konnten sich diesem Dogma nicht anschliessen und spalteten sich in der Folge von der Römischen Kirche ab. Auch in Niedergösgen vollzog sich diese Trennung, aus welcher die Christkatholische oder Altkatholische Kirche entstand. Im Jahre 1879 wurde der 2. Pfarrer von Niedergösgen, Franz Schumacher, als Folge der Querelen, aus seinem Amt weggewählt. Auch sein Nachfolger konnte die Pfarrstelle nicht lange besetzen; bereits 1880 wurde auch er weggewählt. Aufgrund einer Verordnung der Solothurner Regierung vom 7. Oktober 1892 mussten sich sämtliche Kirchgemeinden eine Organisation geben. Am 8. Januar 1893 erklärte sich die Kirchgemeinde Niedergösgen als Römisch-katholische Kirchgemeinde. Mit Gesuch vom 4. Mai 1899 stellten die Altkatholiken ein Gesuch um Annerkennung an die Regierung.

Trotz der Trennung mussten die beiden Konfessionen die Pfarrkirche weiterhin gemeinsam benutzen, was unweigerlich zu Auseinandersetzungen führte. Aufgrund dieses Umstandes und auch weil die alte Kirche zu klein wurde, entschlossen sich die Mitglieder der Römisch-Katholischen Kirchgemeinde zum Bau einer neuen Kirche auf dem Gelände der Schlossruine Falkenstein. Nach zweijährigem Bau fand am 28. August 1904 der feierliche Einzug in die neue Schlosskirche statt.