unsere Kirche
Am südwestlichen Ausgang, etwas entfernt vom ursprünglichen Kern des lang gestreckten Bachdorfes Lostorf, erhebt sich auf einem weithin sichtbaren Hügelsporn die altehrwürdige St.-Martins-Kirche. Ihre Lage, aber auch die Wahl ihres Patrons lassen vermuten, dass es sich bei der Lostorfer Pfarrkirche ursprünglich um ein Gotteshaus für einen grösseren Kirchensprengel oder vielleicht sogar um eine fränkische Gaukirche handelt. Wann genau hier eine erste Kirche errichtet wurde, ist urkundlich nicht belegt, es dürfte aber schon zu einer sehr frühen Zeit der Christianisierung gewesen sein. Die Pfarrkirche Lostorf ist eine sogenannt gewachsene Kirche. Während das Untergeschoss des Turmes in die vorromanische und der Chor in die romanische Zeit zurückreichen, wurde die Kirche gegen Ende des 15. Jahrhunderts im spätgotischen Stil umgebaut und erweitert. In dieser Zeit wurde auch der Käsbissenturm errichtet. Der Turmchor wurde mit einem bemalten Kreuzrippengewölbe eingedeckt und einem fein polychromierten Schlussstein versehen. Das spätgotische Sakramentshäuschen wurde leider bei der Renovation 1934-1936 verständnislos zerstört. Im Jahre 1487 wurde die umgebaute gotisierte Kirche eingeweiht. Sie behielt ihre Grösse bis zur Erweiterung im 18. Jahrhundert.

Nachdem die Bevölkerung im 17. und 18. Jahrhundert zunahm, drängte sich eine Vergrösserung der Kirche auf. Nachdem Pfarrer Urs Viktor Gassmann (1775-1786) das Vorhaben vorangetrieben und wesentliche eigene finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt hatte, wurde es unter seinem Nachfolger Pfarrer Josef Anton Tschann (1786-1805) durch den Baumeister Thomas Burg aus Däniken 1787 verwirklicht. Er erweiterte die Kirche zur kreuzförmigen Anlage. Die Kirche wurde flach gedeckt. Auch das barocke Altarblatt (Bild links), welches den Tod Josefs darstellt, ist dieser Stilepoche zuzurechnen. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Kirche spätklassizistisch ausgestattet. Aus dieser Zeit stammt das linke Seitenaltarblatt. Es ist ein Werk Deschwandens, des bekanntesten Schweizer Kirchenmalers des 19. Jahrhunderts. Um die Wende zum 20. Jahrhundert sind die Kirchenfenster im Chor, im Haupt- und Querschiff entstanden. Die vom Jugendstil geprägten Glasmalereien gehen auf Entwürfe des künstlerisch begabten Pfarrers Josef Pankraz Schoch (1891-1915) zurück.
In den dreissiger Jahren des 20. Jahrhunderts drängte sich erneut eine Vergrösserung der Kirche auf. Treibende Kraft war Pfarrer Dr. Franz Niggli (1928-1938), der trotz der schweren Wirtschaftskrise, welche die Bevölkerung hart bedrängte, die Kirchgemeinde für eine Renovation zu begeistern vermochte. Mit der Renovation wurde der damals führende Kirchenarchitekt Adolf Gaudy aus Luzern betraut. Der Kirche wurde zwar ihr klassizistisches Gepräge belassen, doch durch den Einzug eines mächtigen Tonnengewölbes und die Verlängerung des Schiffes um sieben Meter, die pompösen, etwas schwerfälligen Marmoraltäre und die Kanzel aus dem gleichen Material sowie durch die unpersönliche, dunkelbraun gebeizte Kreuzigungsgruppe, welche das Altarbild ersetzte, wurde sie in ihrem Charakter aber doch wesentlich verändert. Die Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils und zahlreiche in der Zwischenzeit aufgetretene bauliche Mängel riefen in den achtziger Jahren nach einer weiteren Renovation und Umgestaltung. Gemeinsam mit dem Künstler Hanspeter von Ah gaben die beiden Lostorfer Architekten Werner Guldimann und Alois Meier dem Kirchenraum ein einfaches, den neuen liturgischen Bedürfnissen entsprechendes Gepräge. Der handwerklich gefertigte Zelebrationstisch aus gelblichem Solothurner Kalkstein ersetzt den Hochaltar aus poliertem Marmor. Aus demselben Stein sind der Ambo, welcher an Stelle der Kanzel das Wort Gottes näher zu den Gläubigen bringen soll, und die Kredenzen, welche die Seitenaltäre ersetzen. Am 8. November 1987 wurde die renovierte Kirche durch Bischof Dr. Otto Wüst eingeweiht.

Da das Deckengewölbe nicht isoliert blieb und der Anstrich stark wasserabstossend war, wurden Decke und Wände innerhalb weniger Jahre wiederum stark verschmutzt, sodass sich nach der relativ kurzen Zeit von 17 Jahren eine Instandstellung des Innenraums der Kirche aufdrängte. Der Kirchgemeinderat, Architekt Alois Meier und der kantonale Denkmalpfleger Dr. Samuel Rutishauser empfahlen nach der Isolation des Deckengewölbes eine fachgerechte Entfernung der Verschmutzung und einen Leimfarbenanstrich mit grosser hydrophiler Fähigkeit. Mit den Reinigungs- und Malerarbeiten wurde die auf diesem Gebiet über grosse Erfahrungen verfügende Firma Fontana & Fontana aus Jona-Rapperswil betraut. Die sanfte Renovation hat sich gelohnt. Am 7. November 2004 konnte das gelungene Werk in einem würdigen Rahmen eingesegnet werden.
Otto Herzig